Deklaration zur Kooperation im Bereich der Leichter-als-Luft-Technologie
Ausgangsbasis:
Die Unterzeichner repräsentieren Unternehmen, Projekte oder Interessensvereinigungen im Bereich der Leichter-als-Luft-Technologie. Mit diesem Aufruf zur Kooperation im Bereich der Leichter-als-Luft-Technologie wollen wir unter den Unternehmen sowie Projektträgern und Interessensvereinigungen das Startsignal zu einer sich kontinuierlich aufbauenden Kooperation geben, um durch gemeinsames Handeln die sich bietenden Chancen aus der Nutzung dieser Technologie besser in Produkte und Dienstleistungen umsetzen zu können. Zugleich wollen wir damit der Politik und der Öffentlichkeit sowie der Wirtschafts- und Finanzwelt das Zeichen geben, dass auch in dieser Branche der lange erwartete Schritt zu einer Kooperation der Beteiligten vollzogen wird. Der Kreis der jetzigen Unterzeichner ist dabei nicht abschließend zu verstehen, sondern hat das Ziel, die Kooperation national wie international sukzessive um weitere Partner zu erweitern.
Die Unterzeichner unterstreichen damit auch den Aufruf des Deutschen Bundestages an die Bundesregierung zur Förderung der Luftschifftechnologie als innovative Technologie. Der Bundestag hat die Bedeutung der Leichter-als-Luft-Technologie in der in 2004 erstellten sog. „TAB-Studie“ (Technikfolgeabschätzung) nochmals unterstrichen. Die dort aufgeführten Einsatzgebiete der unterschiedlichen Formen von Leichter-als-Luft-Geräten belegen die großen Chancen, die sich hier weltweit bieten. Zugleich hebt die Studie den hohen Entwicklungsstand des gerade in Deutschland erreichten Know-hows in dieser Technologie hervor. Die Grundlagen der Technologie sind bekannt und die Umsetzung der Projekte ist technisch machbar. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Umsetzung. Vor dem Hintergrund der in den USA mit Macht vorangetriebenen Projekte in Richtung 500t-Transporter und Höhenplattform besteht dringender Handlungsbedarf in Deutschland und Europa, um den noch vorhandenen Technologievorsprung gerade im Bereich der zivilen Nutzung zu halten.
Das deutsche Luftfahrtbundesamt hat dabei durch die Projekte Zeppelin NT, CargoLifter und auch die Musterzulassung für die Skyships weltweit eine führende Stellung eingenommen. Das hier zusammen mit den Unternehmen und auch Universitäten geschaffene Know-how stellt eine hervorragende Basis für die künftigen Aktivitäten dar. Eine enge Zusammenarbeit der Luftschiffunternehmen erlaubt damit auch eine effiziente Nutzung der geschaffenen Forschungs- und Entwicklungsergebnisse. Die Bildung eines spezifischen Institutes zur Koordination der Aktivitäten der wissenschaftlichen Landschaft in Deutschland einerseits und zu den Unternehmen in diesem Bereich andererseits ist dafür ein sehr wertvoller Schritt, der von den Unterzeichnern begrüßt und unterstützt wird.
Das weltweite Interesse an der Nutzung der Luftschifftechnologie steigt vor dem Hintergrund der gravierenden Transportprobleme in Ländern wie China, Indien, Brasilien, Russland und Kanada, denen eine dem europäischen Stand vergleichbare Infrastruktur fehlt. In den Industrieländern spielt neben Tourismus und Werbung der Bereich der Umweltbeobachtung eine zunehmende Rolle. Daneben belegen die im Zusammenhang mit Katastrophen sprunghaft zunehmenden Anfragen nach Einsatz von Luftschiffen für Transportzwecke und Ballonen als Hebemittel die Notwendigkeit des Aufbaus eines Transportträgers, der unabhängiger von der jeweiligen Bodeninfrastruktur betrieben werden kann.
Das gestiegene Interesse an der „Leichter-als-Luft-Technologie“ hängt auch mit der zunehmenden Bedeutung des Faktors Umwelt zusammen. Der Umstand, dass Luftschiffe und Ballone ihren Auftrieb durch den Dichteunterschied des leichteren Traggases im Verhältnis zur schwereren Luft erhalten, bedeutet im Zeitalter der Umweltorientierung einen grundlegenden technischen Vorteil im Verhältnis zu den Schwerer-als-Luft-Geräten. Vor dem Hintergrund der weltweiten Klimadebatte steht die Leichter-als-Luft-Technologie weltweit vor einer fundamentalen Neubewertung. Dazu gehören auch die sich mit Inkrafttreten der Beschlüsse von Kyoto über den sog. CO2-Zertifikathandel nun auftuenden internationalen Finanzierungsmöglichkeiten.
Ziel der Kooperation:
Die Unterzeichner sehen die Chance, basierend auf dem in den letzten Jahren geschaffenem Know-how, die bestehenden Unternehmen auszubauen bzw. die geplanten Projekte in die Tat umzusetzen. Als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Realisierung sehen die Unterzeichner den Schritt zu einer engeren Kooperation der beteiligten Partner.
Ziel ist es,
- die vorhandenen Entwicklungen an den Hochschulen besser zu nutzen,
- durch gemeinsame Forschungen eine effiziente Förderung zu ermöglichen,
- das mit den Investitionen der CargoLifter-Aktionäre geschaffene Know-how weiter nutzbar zu machen,
- die vorhandenen Standorte und Einrichtungen zu erhalten und auszubauen,
- ergänzende Einrichtungen gemeinsam aufzubauen und zu nutzen, um deren Wirtschaftlichkeit zu sichern,
- durch gemeinsames Auftreten im Bereich Marketing und Vertrieb ein höheres Maß an weltweiter Aufmerksamkeit und Akzeptanz zu erreichen und
- durch Schaffung wirtschaftlicher Einheiten eine höhere Attraktivität für Investoren zu erlangen.
Dabei soll die Selbständigkeit der einzelnen Unternehmen und Projekte bestehen bleiben ohne dass gesellschaftsrechtliche Verbindungen ausgeschlossen werden. Es ist auch beabsichtigt, den Kreis der Partner über die heutigen Unterzeichner hinaus national wie international um Partner zu erweitern, die ebenfalls dazu bereit sind, im Geiste einer offenen und fairen Partnerschaft zu kooperieren.
Als Schwerpunkt der praktischen Umsetzung sehen die Unterzeichner zunächst vier Kernbereiche:
- Den Einsatz von Luftschiffen gleich welcher technischen Bauart oder Größe für den Passagierverkehr inkl. Werbung;
- Den Einsatz von bemannten und auch unbemannten Luftschiffen im Bereich der Umwelt- und Überwachungsflüge;
- Den Einsatz von Leichter-als-Luft-Geräten als Hebemittel und Transportmittel im Bereich der Bau- und Transportlogistik und
- Den Einsatz von Leichter-als-Luft-Geräten für den Bereich der Kommunikation, als stationäre oder sog. hochfliegende Plattformen.
Die Unterzeichner möchten dabei betonen, dass in all diesen Bereichen bereits technisch funktionierende Einheiten oder technisch realisierbare Weiterentwicklungen bestehen, die auf bereits eingesetzten und bewährten Techniken beruhen. In allen Bereichen besteht zudem die Möglichkeit, die Projekte in den unterschiedlichen Größenordnungen in Stufen umzusetzen und somit sukzessive die Einnahmepotentiale auszubauen. Bei Neuenwicklungen und der Umsetzung größerer Vorhaben sollen so genannte Cluster in den einzelnen Technikbereichen geschaffen werden, die ihrerseits selbständig am Markt aus den Technologien und Produkten Einnahmeströme generieren, um somit die Gesamtvorhaben auf eine breite wirtschaftliche Basis stellen zu können.
Die Unterzeichner sind sich der Chancen als auch auch der Grenzen dieser Technologie bewusst und sehen es als ihre gemeinsame Aufgabe an, sich im Verhältnis zu anderen Transportträgern auf die Einsatzgebiete zu beschränken, für die sich die Leichter-als-Luft-Technologie im besonderen Maße eignet. Wir sehen Luftschiffe deshalb nicht als eine Konkurrenz zu den bestehenden Transportträgern, sondern als eine sinnvolle Ergänzung. Dennoch dürfen Luftschiffe nicht als eine reine Nischentechnologie verstanden werden, sondern besitzen in bestimmten Marktbereichen das Potential für eine breite Anwendung und damit für eine Produktion im Stile einer Serienproduktion, wie sie auch im Bereich der Flugzeuge angewendet wird. Die Leichter-als-Luft-Technologie besitzt auch das Potenzial, zu einer Industrie innerhalb der Luftfahrt zu wachsen, mit den entsprechend positiven Auswirkungen auf die Schaffung von Aufträgen der Zulieferindustrie und der dringend benötigten Arbeitsplätze im Technologiebereich.
Anstehende Schritte:
- Die Unterzeichner fordern die Verantwortlichen der Politik, der Wirtschaft und der Finanzwelt auf, die Schaffung einer Allianz von Unternehmen im Bereich der Luftschifftechnologie als den richtigen Schritt der Unternehmen und Projektträger der Luftschifftechnologien zu werten und die Thematik der Leichter-als-Luft-Technologie nicht länger unter einer negativen Betrachtung aus Rückschlägen in den letzten Jahren zu betrachten, sondern in die Zukunft gewandt die Chancen zu sehen und die Vorhaben im Interesse der Nutzung der Technologie und der Schaffung qualifizierter und perspektivreicher Arbeitsplätze aktiv zu unterstützen.
- Wir fordern die im Zusammenhang mit der Insolvenz von CargoLifter Verantwortlichen dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass das durch die CargoLifter AG geschaffene und von ihren Aktionären finanzierte Wissen, das als sog. „Immaterielles Wirtschaftsgut“ in der AirBrand GmbH zwischengelagert wurde, den Unternehmen vor Ort zur künftigen Nutzung ggf. unter der treuhänderischen Verwahrung durch das Deutsche Institut der Leichter-als-Luft-Technologie zur Verfügung gestellt wird und nicht ins Ausland abwandert.
- Die Unterzeichner werden andere Unternehmen aus diesem Technologiebereich im In- wie im Ausland auffordern, sich dieser Allianz zur Kooperation anzuschließen.
- Die Unterzeichner beabsichtigen, gemeinsam mit der DGLR-Arbeitsgruppe Leichter-als-Luft der Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt des Deutschen Bundestages am 10. Mai die Technologie und die Unternehmen und deren Projekte in einer breiten Übersicht darzustellen.
- Die Unterzeichner werden mit der Unterzeichnung eine regelmäßige Zusammenarbeit beginnen. Zu diesem Zweck wird ein sog. Steuerungsteam gebildet, dass die einzelnen Schritte in Abstimmung mit den Partnern ausarbeitet und deren Umsetzung koordiniert.
Neuhardenberg, den 18.2.2005
Arbeitsgemeinschaft unbemanntes Luftschiff DLT-X
DELCON Deutsche Luftfahrt Consult GmbH
Förderverein Zeppelin-Tourismus e.V.
Initiative Zukunft in Brand e.V.
Skycruise Deutschland GmbH