Warum mache ich das alles?
Im Alter von so etwa 8 bis 12 Jahren habe ich etliche, auch große, Kartonmodellbausätze aus dem Schneider-Verlag gebaut, zuletzt solche Brummer wie den Stephansdom zu Wien und die Burg Hohenzollern. Dann war auf diesem Gebiet jahrzehntelang Ruhe (jetzt bin ich 45).
Als ich das erste Mal die CargoLifter-Idee begriff, war mir ziemlich schnell folgendes klar:
- Technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig ist es.
- Die Finanzierung von der Entwicklung bis hin zur Serienproduktion, bis es sich von alleine trägt, ist kritisch.
- Ich kann dazu fast nichts beitragen, bin kein Bill Gates.
Als dann 2001 der Bausatz herauskam, trafen diese Beweggründe zusammen:
- Den Kartonmodellbau wieder aufleben zu lassen.
- Ein Zeichen zu setzen für den CL 160.
- Überhaupt irgend ein größeres Projekt wieder anzufangen, nachdem das Projekt „Familie“ alle anderen Projekte mehr oder weniger zum Erliegen gebracht hatte.
Wenn ich „Kartonmodellbau“ sage, so möchte ich aber gleich eine mögliche Illusion zerstören: Grundlage ist zwar der vorgedruckte Bausatz und das fertige Modell könnte (und sollte) den Eindruck erwecken, als ob alles aus Karton besteht. Aber das stimmt nicht. Im Inneren und teilweise auch an der Oberfläche kommen alle möglichen Materialien zur Anwendung.
Die Arbeitsstunden je Exemplar sind besonders schwer zu schätzen. Bei Carli 4 werden es wohl so an die 500 sein. Und die Arbeitsstunden für die ganzen Hilfseinrichtungen: Ich schätze meinen bisherigen Aufwand auf 400 Stunden. Da waren aber etliche Irrwege dabei, die man sich (vielleicht) ersparen kann, wenn man meinen Bericht liest …
Die allermeisten Probleme, die der Bausatz hat, tauchen bei meinen Methoden nicht mehr auf. Für mich ist der Bausatz nur noch eine Art Vorlage der äußeren Gestalt, und nicht mehr eine Konstruktions-Anleitung.
Also versuche ich jetzt einmal an Carli 1 zurück zu denken, denn damals habe ich mich an den Bausatz und seine (dürftige) Anleitung von A bis Z gehalten.
Das Rumpfsegment 1 wurde offensichtlich früher gedruckt als alle anderen Teile, denn die Farben sind andere. Meine Frau mit ihren Super-Augen sieht das jedenfalls so. Ich sehe nur, dass das Weiß etwas dunkler ist und dass das Grün etwas abweicht. Die Grenzen gehen quer durchs Logo. Da kann man nichts daran ändern, es sei denn, man fängt mit dem Malen an, wovon ich abrate.
Auch mit den Konturen des Logos gibt es an einer Stelle eine Unstimmigkeit: Hier kann man einen Filzstift nehmen, oder es so lassen.
Die Leitwerke: Alle inneren Teile sind zu groß und müssen angepasst werden. Ich habe damals die Leitwerk-Abmessungen bei CargoLifter World angefragt und aus der Antwort schloss ich, dass wirklich die inneren Teile falsch sind und nicht die äußeren.
Die Aufhängung der vorderen Marsch- und Manövriertriebwerke: Da sind gleich zwei dicke Hunde drin. Wenn man die nicht kompensiert, ist die einzige richtige Stellung diejenige für Auftrieb. In Abtriebs- und Marschbetriebs-Stellung schielen die Dinger nur in der Gegend herum. Das ist in etwa so, als ob bei einem Auto die Vorderräder nur bei scharfer Linkskurve richtig stehen.
Noch einmal die Aufhängung der vorderen Marsch- und Manövriertriebwerke: Auch der Kartonmodellbau-Weltmeister schafft so wie vorgesehen nicht annähernd eine brauchbare Drehscheibe. Dazu ist allein schon der Karton in sich selbst zu schwach. Abhilfe geht nur mit einer anderen Konstruktion und anderen Materialien. An dieser Stelle bin ich selbst bei Carli 4 noch nicht zufrieden.
und und und …
22.08.2003: Ganz langsam geht es voran…
Die Berechnung der Fertigungsdaten für die Hülle komplett aus Polystyrol habe ich abgeschlossen. (genauer: die Entwicklung des Programms für solche Berechnungen).
Ich habe eine neue Methode entwickelt, die Hülle während der Fertigung festzuhalten: „Hülle am Spieß“. Der Spieß löst den Carlibauer ab, zumindest die meiste Zeit, und sollte die Fertigung deutlich beschleunigen.
Die Ringspant-Schleif-Vorrichtung habe ich an die Erfordernisse der Kunststoff-Technik angepasst. Leider beschloss das zentrale Element, nämlich ein alter Bandschleifer, erst nach Beendigung dieser Arbeiten seinen Geist aufzugeben, so dass ich jetzt einen Großteil noch einmal machen muss.
Trotzdem gelang mir noch das Schleifen der beiden Ringspanten für ein in der Mitte des Rumpfes befindliches Segment. Dieses steht fast fertig neben mir. Im Vergleich zu meinen besten Karton-Segmenten sieht es faszinierend präzise aus. Wenn ich Bilder der Segment-Fertigung liefere, gehe ich mehr ins Detail.
Alle meine Werkzeuge, Fertigungseinrichtungen und Rohmaterialien lege ich für eine Modell-Länge von bis zu zwei Metern aus, gleichbedeutend mit einem Durchmesser von bis zu 50cm an der dicksten Stelle. Rechnen kann ich mit beliebigen Maßstäben.
Das aktuelle Modell, Carli 5, mache ich noch im altgewohnten Maßstab von 1:200.
© Roland Grün 2003