Luftschiffmodelle aus Papier

Der Papiermodellbau ist eine faszinierende, jedoch auch komplizierte Angelegenheit. Vom CargoLifter gab es zwei Modellbaubögen. Einige Restbestände sind zu kleinen Preisen noch in verschiedenen Onlineshops erhältlich, z.B. hier: www.luftschiffmodellbaubogen.de.

CargoLifter (CL 160) mit Werfthalle (CL 21)

vorschau auf Modell
Modellbaubogen

Modellbaubogen im Maßstab 1:1250

Autor: Peter Brandt

Verlag: HMV

Umschlag 4-farbig, Bastelbögen drei- oder einfarbig gedruckt. Umschlag innen und Rückseite einfarbig, Bauanleitung mit 3D-Computerkonstruktionszeichnung und Anleitungstext in deutsch, gefalzt, 29,8 x 21 cm

Länge des CargoLifters: 21,5 cm

Die Hallentore können beweglich gabaut werden.

Schwierigkeitsgrad: mittel, in einigen Tagen gut zu bauen, viele Kleinteile, etwas „fitzelig”

CargoLifter (CL 160)

Modellbaubogen

Modellbaubogen im Maßstab 1:200

Peter Brandt

Verlag: HMV

einseitig 3-farbig gedruckt, 33 Bastelbögen à 30 x 42 cm plus 4 Seiten Bauanleitung mit 3D-Computerkonstruktion und Anleitungstext in deutsch, geleimt

Größe des Modells: L 136 cm x B 36 cm x H 41 cm

Schwierigkeitsgrad: sehr schwer, nur für den erfahrenen Modellbauer geeignet!

Wer sich an den Bau dieses Modells wagen will und ein ansprechendes Ergebnis erzielen möchte, der sollte sich evtl. mehrere Modellbögen zulegen, solange diese noch zu erhalten sind.

Zusammenbau des CL 160

Carli 2
Carli 2

Unser Mitglied Roland Grün wagte sich an den Bau des CL160-Kartonmodells und hat inzwischen eine „Serienfertigung“ aufgenommen. Hier sein Erfahrungsbericht.

Im Mai 2001 brachte Cargolifter World neben dem 1:1.250-Bausatz der Wer fthalle inclusive CL160 auch einen Kartonmodell-Bausatz des CL160 in einem vernünftigen Maßstab heraus, nämlich 1:200. Das ergibt eine Länge von 1,30 Meter

Angepriesen wurde der Bausatz als hochwertig und mittelschwer (oder war es leicht? - egal). Ich bezeichne ihn als gnadenlos dilettantisch, schlampig und für Nicht-Fanatiker praktisch nicht fertig zu bauen. Wer daraus schließt, dass ich fanatisch bin, liegt richtig. Man muss sowohl Kartonmodellbau-Fanatiker als auch CL160-Fanatiker sein. Wenn nur eines fehlt, sollte man sich diese „Frust-Ration“ ersparen!

Bis jetzt, März 2003, habe ich drei Exemplare gebaut, das vierte ist in Arbeit. Ich habe mir vorgenommen, so lange weiter zu machen, bis der CL160 oder ein Äquivalent in Serie geht. Wer das aktuelle Geschehen um Cargolifter verfolgt, wird die Tragweite dieses Vorhabens erkennen.

Gut möglich, dass ich vor Erreichen des Ziels aufgeben muss, aber Quatsch - daran will ich noch nicht denken ...

Ich nenne meine Modelle „Carli n“, n = 1...4 bis jetzt. Carli 3 ist in Händen der Initiative Zukunft in Brand, nachdem er ein paar Monate lang im World-Shop in Brand hing.

Die anderen Carlis tummeln sich noch nahe der Stätte ihrer mühseligen Geburt. Carli 1 ist aufgrund von Anfänger-Fehlern und daraus folgender Abstürze in einem desolaten Zustand und fristet sein Dasein unter einem Carport-Dach. In diesem Beitrag sehen wir ein paar Bilder von Carli 2 im Kinderzimmer (zusammen mit den „No Angels“) und Carli 4, letzterer in seinem Produktions-Käfig, „Carlibauer“ genannt ...

Carli 4
Carli 4 im „Carlibauer”
Carli

Carli 4 hat Flecken. Die schlimmsten habe ich übermalt, habe mir aber absichtlich keine besondere Mühe für eine perfekte Tarnung gegeben. Das klappt sowieso nicht, außer man malt den ganzen Carli an. Anmalen ist aber im Kartonmodellbau generell nicht angesagt, das ist zumindest meine Vorstellung. Also, ich stehe zu diesen Flecken.

Die Flecken kommen vom Epoxidharz. Carli 4 musste meine Lernkurve ertragen, wie man Epoxidharz mit Kartonmodellbau zusammen bringt. Alles andere als einfach, kann ich euch verraten. Inzwischen habe ich aber das Rüstzeug beisammen, um Carli 5 fleckenfrei hinzukriegen. Glaube ich. Ich kenne keinen anderen Kleb- und Füllstoff, der mit dem Aushärten so wenig schrumpft, wie eben Epoxidharz. Das ist das Entscheidende.

Bis jetzt sind noch keine zwei Carlis innerlich gleich aufgebaut. Sobald das der Fall ist, sieht es mit der Dokumentation wieder anders aus. Aber das kann noch Jahre dauern!

Und wahrscheinlich bin ich am Ende von Carli 5 wieder ein gutes Stückchen schlauer und mache es bei Carli 6 wiederum viel besser …

Warum mache ich das alles?

Im Alter von so etwa 8 bis 12 Jahren habe ich etliche, auch große, Kartonmodellbausätze aus dem Schneider-Verlag gebaut, zuletzt solche Brummer wie den Stephansdom zu Wien und die Burg Hohenzollern. Dann war auf diesem Gebiet jahrzehntelang Ruhe (jetzt bin ich 45).

Als ich das erste Mal die CargoLifter-Idee begriff, war mir ziemlich schnell folgendes klar:

  1. Technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig ist es.
  2. Die Finanzierung von der Entwicklung bis hin zur Serienproduktion, bis es sich von alleine trägt, ist kritisch.
  3. Ich kann dazu fast nichts beitragen, bin kein Bill Gates.

Als dann 2001 der Bausatz herauskam, trafen diese Beweggründe zusammen:

  1. Den Kartonmodellbau wieder aufleben zu lassen.
  2. Ein Zeichen zu setzen für den CL 160.
  3. Überhaupt irgend ein größeres Projekt wieder anzufangen, nachdem das Projekt „Familie“ alle anderen Projekte mehr oder weniger zum Erliegen gebracht hatte.

Wenn ich „Kartonmodellbau“ sage, so möchte ich aber gleich eine mögliche Illusion zerstören: Grundlage ist zwar der vorgedruckte Bausatz und das fertige Modell könnte (und sollte) den Eindruck erwecken, als ob alles aus Karton besteht. Aber das stimmt nicht. Im Inneren und teilweise auch an der Oberfläche kommen alle möglichen Materialien zur Anwendung.

Carli

Hier eine sicher unvollständige Liste, alphabetisch sortiert:

  • Alu-Flachprofile
  • Balsaholz
  • dünne Holzleisten
  • Epoxidharz
  • Faden (am besten aus der Chirurgie)
  • Federstahldraht
  • Flachstahl
  • Grundiermittel für Holzanstriche, wasserfrei
  • Rundholz
  • Kunststoff (PS, Polystyrol) in Form von Platten und Stripes
  • Messing-Rundstangen
  • Mini-Magnete
  • Ruderer L530 (Klebstoff)
  • Sperrholz
  • Uhu Kraft
  • Uhu Plus endfest 300

Und man benötigt ein Arsenal an Werkzeugen und Hilfsvorrichtungen, das ziemlich weit über das hinausgeht, was man sich so gemeinhin beim Kartonmodellbau vorstellt. Und man sollte einen Raum haben, wo das alles gut greifbar und genügend Platz ist und man ungestört arbeiten kann. Kurzum, eine kleine Werfthalle! Bei mir ist das der Dachboden. Man braucht eine Arbeitsfläche von mindestens 0,8 mal 1,5 Meter, wo man über Eck hin kommt, also eine Schmal- und eine Längsseite. Und noch mindestens eine, besser zwei weitere ebenso große Flächen zum Rangieren.

Ich schätze den Erstausstattungs-Aufwand für Material und Spezialwerkzeug, ausgehend von einer normalen Bastel-Ausstattung, auf 500 Euro und je Exemplar schätze ich das verbrauchte Material auf 200 Euro.

Arbeitsplatz
Die Westseite der „Werfthalle”, links ein Teil der Südseite. Die Gewindestangen gehören zum Carlibauer. Ich versuche auf den Carlibauer in Zukunft zu verzichten. In einer anderen Ecke ein aufgeschlagener Ordner: Dort sind alle Maße versammelt, die ich während der Fertigung so brauche, und alle möglichen mehr oder weniger aktuellen Zeichnungen und Notizen. Die Maße habe ich über ein kleines selbstgeschriebenes Programm ermittelt.
Werkzeug
Ein Teil des benötigten Werkzeugs. Am ungewöhnlichsten (und teuersten) ist die bis zu 50cm beherrschende Schiebelehre. Dieses Exemplar, made in China, habe ich von user „zerspanwerkzeuge” über Ebay für 50 Euro plus Versandkosten gekauft, erfüllt seinen Dienst perfekt. Im Laden kostet so ein Ding 200 Euro.

Die Arbeitsstunden je Exemplar sind besonders schwer zu schätzen. Bei Carli 4 werden es wohl so an die 500 sein. Und die Arbeitsstunden für die ganzen Hilfseinrichtungen: Ich schätze meinen bisherigen Aufwand auf 400 Stunden. Da waren aber etliche Irrwege dabei, die man sich (vielleicht) ersparen kann, wenn man meinen Bericht liest …

Die allermeisten Probleme, die der Bausatz hat, tauchen bei meinen Methoden nicht mehr auf. Für mich ist der Bausatz nur noch eine Art Vorlage der äußeren Gestalt, und nicht mehr eine Konstruktions-Anleitung.

Also versuche ich jetzt einmal an Carli 1 zurück zu denken, denn damals habe ich mich an den Bausatz und seine (dürftige) Anleitung von A bis Z gehalten.

Das Rumpfsegment 1 wurde offensichtlich früher gedruckt als alle anderen Teile, denn die Farben sind andere. Meine Frau mit ihren Super-Augen sieht das jedenfalls so. Ich sehe nur, dass das Weiß etwas dunkler ist und dass das Grün etwas abweicht. Die Grenzen gehen quer durchs Logo. Da kann man nichts daran ändern, es sei denn, man fängt mit dem Malen an, wovon ich abrate.

Auch mit den Konturen des Logos gibt es an einer Stelle eine Unstimmigkeit: Hier kann man einen Filzstift nehmen, oder es so lassen.

Die Leitwerke: Alle inneren Teile sind zu groß und müssen angepasst werden. Ich habe damals die Leitwerk-Abmessungen bei CargoLifter World angefragt und aus der Antwort schloss ich, dass wirklich die inneren Teile falsch sind und nicht die äußeren.

Die Aufhängung der vorderen Marsch- und Manövriertriebwerke: Da sind gleich zwei dicke Hunde drin. Wenn man die nicht kompensiert, ist die einzige richtige Stellung diejenige für Auftrieb. In Abtriebs- und Marschbetriebs-Stellung schielen die Dinger nur in der Gegend herum. Das ist in etwa so, als ob bei einem Auto die Vorderräder nur bei scharfer Linkskurve richtig stehen.

Noch einmal die Aufhängung der vorderen Marsch- und Manövriertriebwerke: Auch der Kartonmodellbau-Weltmeister schafft so wie vorgesehen nicht annähernd eine brauchbare Drehscheibe. Dazu ist allein schon der Karton in sich selbst zu schwach. Abhilfe geht nur mit einer anderen Konstruktion und anderen Materialien. An dieser Stelle bin ich selbst bei Carli 4 noch nicht zufrieden.

und und und …


22.08.2003: Ganz langsam geht es voran…

Die Berechnung der Fertigungsdaten für die Hülle komplett aus Polystyrol habe ich abgeschlossen. (genauer: die Entwicklung des Programms für solche Berechnungen).

Ich habe eine neue Methode entwickelt, die Hülle während der Fertigung festzuhalten: „Hülle am Spieß“. Der Spieß löst den Carlibauer ab, zumindest die meiste Zeit, und sollte die Fertigung deutlich beschleunigen.

Die Ringspant-Schleif-Vorrichtung habe ich an die Erfordernisse der Kunststoff-Technik angepasst. Leider beschloss das zentrale Element, nämlich ein alter Bandschleifer, erst nach Beendigung dieser Arbeiten seinen Geist aufzugeben, so dass ich jetzt einen Großteil noch einmal machen muss. 

Trotzdem gelang mir noch das Schleifen der beiden Ringspanten für ein in der Mitte des Rumpfes befindliches Segment. Dieses steht fast fertig neben mir. Im Vergleich zu meinen besten Karton-Segmenten sieht es faszinierend präzise aus. Wenn ich Bilder der Segment-Fertigung liefere, gehe ich mehr ins Detail.

Alle meine Werkzeuge, Fertigungseinrichtungen und Rohmaterialien lege ich für eine Modell-Länge von bis zu zwei Metern aus, gleichbedeutend mit einem Durchmesser von bis zu 50cm an der dicksten Stelle. Rechnen kann ich mit beliebigen Maßstäben.

Das aktuelle Modell, Carli 5, mache ich noch im altgewohnten Maßstab von 1:200.

© Roland Grün 2003

Weitere Kommentare zum Baufortschritt Wird gegebenenfalls fortgesetzt

Schleifeinrichtung

Rechts vorne Ringspant-Schleif-Einrichtung. Links hinten die bis jetzt angefangenen Segmente, noch nicht fertig.

Ringspant

Der größere der beiden Ringspanten von Segment -5 (minus fünf), noch nicht fertig. Dieser Ringspant stellt insofern eine Besonderheit dar, als er Führungen zum späteren Einstecken der Leitwerks-Stangen enthält. Der Luftschiff-Fachmann erkennt das typische Herabhängen der Höhenleitwerke um jeweils 10 Grad aus der Horizontalen.

Ringspant

Der größere der beiden Ringspanten von Segment +6 (plus sechs). Klammern fixieren einen Teil der Längsspant-Führungsschienen, solange der Klebstoff noch nicht fest ist. Aluminium-Plättchen halten die jeweiligen Paare der Längsspant-Führungsschienen auf exakt 1 mm Abstand. Der Klebstoff verklebt praktisch nicht mit Metall.

Ringelement

Segment -3 auf dem Fertigungs-Spieß. Die kammartigen Strukturen (Haltekämme) werden durch zwei Gummiseile festgehalten und angedrückt.

Die Haltekämme drücken die Außenhaut genügend gleichmäßig an, so dass der Stumpf in die Eck-Kanten eingebrachte Klebstoff in aller Ruhe aushärten kann.

Segment

Komplett-Ansicht der anderen Seite von Segment -3 auf dem Fertigungs-Spieß.

Spritzen-Ecke

Die Spritzen-Ecke. Der Klebstoff lässt sich sehr gut und fantastisch sparsam mit Spritzen verarbeiten. Die hintere Spritze enthält Weißleim, auch das geht sehr gut. Weißleim brauche ich aber nur für Hilfseinrichtungen aus Holz. Das Modell ist komplett aus Kunststoff, genauer Polystyrol. Der Klebstoff heißt exakt Ruderer L402. Achtung: Nicht L530 andrehen lassen, der klebt an Metall zu gut fest und ist vermutlich wesentlich teurer. Eine Spritze lässt sich etwa 5 mal wieder befüllen, bevor sie unbrauchbar wird. Die vordere Spritze hat diesen Zustand bereits erreicht, erkennbar an dem Klebstoff auf der "falschen" Seite. Die Kanüle muss man öfter auswechseln, nämlich immer dann, wenn sie eingetrocknet ist, das dauert so etwa 4 Stunden, trotz Hineinstecken in Schaumstoff.

Die Erstveröffentlichung dieses Beitrags erfolgte im Online-Auftritt des Explorer-Magazins, wo Sie auch weitere Berichte zum Modellbau finden.

 

 

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